Gesicht
Gesicht 1966 Oswald Oberhuber (*1931 Meran, Italien, + 2020 Wien, Österreich) Sammlung Otto Mauer © Oswald Oberhuber; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Oswald Oberhuber (*1931 Meran, Italien, + 2020 Wien, Österreich)
1966
Objektart
Gemälde
Material
Mixed media
Sammlung
Dom Museum Wien, Sammlung Otto Mauer
Inv.Nr.
OM/1391
Mischtechnik
Zeichnung
Moderne und Gegenwartskunst
Derzeit nicht ausgestellt
Foto
© Oswald Oberhuber; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Eine Arbeit aus der Reihe der Zahnbilder
Die sogenannten "Zahnbilder" sind markanter Teil des Werks Oswald Oberhuber, der mit seinem dynamischen Kunstbegriff die österreichische Kunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt hat.
Obwohl das Bild im naturalistischen Sinn keinen Kopf darstellt, lassen sich Teile eines Gesichts erkennen: ein Auge am oberen Rand, verbunden mit einem Ohr rechts davon; schräg unter dem Auge die Nase, darunter ein geöffneter Mund, aus dem acht Zähne ragen. Anstelle des Kinns findet sich ein überdimensioniertes, umgedrehtes Auge mit feinen Wimpern und einer spiralenförmig gemalten Pupille. Am linken Rand ist ein weiteres solches Auge abgebildet, dessen Pupille jedoch weiß geblieben ist. Da der Kopf nicht konturiert ist, scheint er auf dem Blatt zu schweben. Das Gesicht, das an ausgewählten Stellen in knallig bunten Farben ausgeführt ist, erinnert an kubistische oder traumhaft surrealistische Werke. Das Blatt ist rechts unten einmal handschriftlich und einmal maschinschriftlich signiert. Es ist Teil der sogenannten „Zahnbilder-Serie“, die Oswald Oberhuber in den 1960er-Jahren schuf. Dabei zeigt er – einmal mehr, einmal weniger abstrahierend – bunte Gesichter mit großen Zähnen. Durch ihre plakative Farbigkeit ergeben sich Bezüge zur Popart. Oswald Oberhuber ist sowohl für seine Gemälde als auch für seine Zeichnungen, Skulpturen und Plakate bekannt. Er gilt als Mitbegründer der österreichischen informellen Malerei und Plastik, die sich beispielsweise in seinen „Gerümpelplastiken“ manifestiert. Diese Phase lässt er in den 1950er-Jahren hinter sich, als er die „permanente Veränderung in der Kunst“ postuliert und sich von nun an der gegenständlichen Figurenmalerei widmet. Dabei ist ihm die Vermeidung jeder Stilbildung wichtig: Er wechselt zwischen Techniken und legt sich weder auf ein Thema noch auf ein Medium fest. 1972 vertritt er Österreich auf der Biennale von Venedig. Oberhuber ist nicht nur als Künstler, sondern auch als Leiter der „Galerie nächst St. Stephan“ nach Otto Mauers Tod, als Rektor der Hochschule für angewandte Kunst Wien und als Ausstellungskurator eine der wichtigsten Figuren der österreichischen Kunst- und Kulturlandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.