Kirchenlieder - Psychoanalyse
Kirchenlieder - Psychoanalyse 2011 Maria Hahnenkamp (* 1959 Eisenstadt, Österreich) Otto Mauer Contemporary © Maria Hahnenkamp; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Maria Hahnenkamp (* 1959 Eisenstadt, Österreich)
2011
Objektart
Video
Material
Installation
Sammlung
Dom Museum Wien, Otto Mauer Contemporary, Schenkung Veronika Zacherl
Inv.Nr.
OMS/58
Installation
Installation
Moderne und Gegenwartskunst
Derzeit ausgestellt
Foto
© Maria Hahnenkamp; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
eine Choreographie aus Messgewändern und liturgischen Gesängen
Farbenprächtige liturgische Gewänder und traditionelle Gesänge verwebt Maria Hahnenkamp zu einer Installation, die tradierte Rollenbilder und Hierarchien der Kirche thematisiert.
Prunkvoll bestickte Priestergewänder aus vier Jahrhunderten werden nach einem sich unentwegt wiederholenden Muster übergestreift und abgelegt. Dazu erklingen liturgische Gesänge. Die Künstlerin Maria Hahnenkamp kontrastiert in ihrer audiovisuellen Arbeit traditionelle Kirchenlieder, die dem Gebets- und Gesangsbuch Gotteslob entnommen sind, mit kommentierenden Texten. Zum homogenen Klang des Chores ertönt auf einer zweiten Tonspur die Solostimme einer Sopranistin. Sie paraphrasiert die Kirchenlieder mit vorgefundenen und von der Künstlerin beauftragten Texten, die mehrheitlich aus dem Kontext der Psychoanalyse oder philosophischer Literatur stammen. Mit dem Chorgesang verwoben, phasenweise darüber liegend oder freistehend erweitert die Solostimme den feierlichen Chor mit befragenden Worten. Die Arbeit verhandelt über Jahrhunderte hinweg tradierte Rollenbilder und Machthierarchien. Indem die Künstlerin sich den bis heute fortgeschriebenen Inhalten im kirchlichen Chorgesang analysierend nähert und im Kontext der bildenden Kunst bearbeitet, öffnet sie den Raum zu deren kritischer Reflexion. Der visuelle Fokus der Arbeit Hahnenkamps liegt auf den liturgischen Gewändern, deren Farben- und Ornamentpracht wesentlicher Bestandteil römisch-katholischer Szenografie sind. Bunte Blütenpracht, verschlungene Ranken und geometrische Muster ziehen am Auge vorbei. Man meint die unterschiedlichen Materialqualitäten geradezu auf der Haut zu spüren: Leinen, Samt und Seide, Brokat und Damast. Der Blick der Kamera auf das Priestergewand verweist zeichenhaft auf den männlichen Mittelpunkt und Handlungsträger der liturgischen Messfeier. Der Bildausschnitt ist dabei so eng gewählt, dass die Person selbst mit Ausnahme der Hand nicht sichtbar wird – ganz dem Ritual der Messfeier entsprechend, bei dem das Individuum hinter der Amtstracht verschwindet und in die Rolle des Würdenträgers schlüpft.