Halbbild eines Greises von vorne
Alter Mann 1901 Gustav Klimt (*1862 Wien, Österreich, + 1918 Wien, Österreich) Sammlung Otto Mauer  Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Gustav Klimt (*1862 Wien, Österreich, + 1918 Wien, Österreich)
1901
Objektart
Zeichnung
Material
Schwarze Kreide auf Zeichenkarton
Sammlung
Dom Museum Wien, Sammlung Otto Mauer
Inv.Nr.
OM/798
Kreide
Zeichnung
Jugendstil
Derzeit nicht ausgestellt
Foto
Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Allegorische Figur in schwarzer Kreide
Gustav Klimt, einer der Hauptvertreter der Wiener Kunst der Jahrhundertwende, skizziert hier mit wenigen kraftvollen Strichen einen alten Mann in einer typischen Pose des Jugendstils.
Der Karton zeigt Kopf und Oberkörper eines Mannes. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt, die großen Ärmel seines Mantels hängen weit hinab. Aufrecht stehend blickt er die Betrachtenden direkt an. Diese Haltung lässt ihn selbstbewusst und standhaft wirken. Die vertikalen Linien des Barts und der Mantelfalten verleihen dem Körper etwas Säulenhaftes. Die Figur ist mit schwarzer Kreide ausgeführt, ohne Farben oder weißen Höhungen. Trotz der Reduktion auf wenige Striche ist unschwer zu erkennen, dass hier ein alter Mann abgebildet ist. Wie so oft bei Gustav Klimt wird vermutlich kein bestimmtes Individuum porträtiert, sondern vielmehr eine allegorisierte Figur – wie die Lebensstadien im Fall der Fakultätsbilder – dargestellt. Klimt ist einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Jugendstils – einer Stilrichtung der Jahrhundertwende, die sich wesentlich durch flächenhafte Ornamentik auszeichnet. „Der Kuss“ (1908) oder das „Bildnis der Adele Bloch-Bauer I“ (1907) aus seiner sogenannten „Goldenen Phase“ gelten als zwei der bedeutendsten Gemälde dieses Stils. Der Wiener Maler, der die Künstlervereinigung „Secession“ mitbegründete, hat jedoch auch über 4000 Zeichnungen hinterlassen: Es handelt sich um Studien zu einzelnen Körperteilen oder skizzenhafte Darstellungen von männlichen und vor allem weiblichen Modellen; mit seinen erotischen Zeichnungen revolutionierte er – genauso wie sein jüngerer Zeitgenosse Egon Schiele – die Wiedergabe des nackten Menschen und brach so manches Tabu der Zeit. Nur wenige dieser Zeichnungen sah Klimt als eigenständige Werke an, die meisten betrachtete er als Vorstudien für seine Gemälde. Dies gilt vermutlich auch für diese Arbeit, die er weder signierte noch datierte. Dafür hielt seine Schwester links unten fest: „Nachlaß meines Bruders Gustav“ und unterschrieb mit ihrem Namen „Hermine Klimt“. Dieser Vermerk findet sich heute auf zahlreichen Zeichnungen Klimts.