Beweinung Christi
Beweinung Christi frühes 16. Jahrhundert Meister der Zvíkover Beweinung (?) Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl
Meister der Zvíkover Beweinung (?)
frühes 16. Jahrhundert
Objektart
Skulptur
Material
Holz, polychromiert
Sammlung
Dom Museum Wien
Inv.Nr.
I/49
Holz
Relief
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Ein spätmittelalterliches Relief
Das Holzrelief zeigt die üblichen Figuren einer Beweinung Christi im für das späte Mittelalter typischen bewegten Stil.
Bis zu seiner Restaurierung in den 1980er-Jahren war dieses Holzrelief komplett in Schwarz übermalt, um es wie aus Bronze gegossen aussehen zu lassen. Heute stellt es sich uns in seiner ursprünglichen Farbigkeit dar, wobei die Gold- und Silberfassungen an den Gewändern weitgehend verloren sind. Gezeigt wird eine Szene aus der Passionsgeschichte, dem Leidensweg Jesu: Die „Beweinung Christi“ meint Trauernde, die sich nach der Abnahme Jesu vom Kreuz rund um den Leichnam einfinden. Im Zentrum ist Maria mit ihrem Sohn am Schoß zu sehen, ähnlich einer Pietà. Mit gesenktem Kopf und traurigem Blick umgreift sie sein Armgelenk. Links von ihr finden sich der bartlose Johannes Evangelist mit dem Buch als Attribut und Joseph von Arimathia, der den Leichnam vom Kreuz löste. Rechts sind drei Frauen dargestellt: Die mittlere kann aufgrund des Gefäßes in den Händen als Maria Magdalena identifiziert werden, die Jesus die Füße salbte beziehungsweise seinen Leichnam balsamieren will. Die beiden anderen Frauen dürften die Maria des Kleophas und Salome sein. All diese Personen sind traditionsgemäß Teil der „Beweinung Christi“. Vor dieser Figurenwand liegt der Leichnam Jesu Christi: Er erstreckt sich beinahe über die gesamte Länge, wobei zwischen Profil- (Füße) und Vorderansicht (Gesicht) gewechselt wurde. Sein dornenbekröntes Haupt und die rechte Hand hängen schlaff nach unten, die Augen sind nach oben verdreht, der Mund ist leicht geöffnet. Einzelne Blutspuren verlaufen über seinen Körper, besonders ins Auge sticht die klaffende Seitenwunde. Die der Spätgotik entstammenden Figuren sind bewegt und weisen ausdrucksstarke Mimiken auf. Spannung in die Komposition bringen Elemente wie die Frau mit dem grünen Mantel, die weiter hinten zu stehen scheint, oder die tieftrauernde Figur rechts, die ihr Gesicht mit Schleier und Hand bedeckt. Auffällig ist die fast idente Körperhaltung von Johannes und Maria Magdalena: Beide wenden sich nach rechts und halten ihr Attribut. Das Werk war wohl Teil eines Flügelaltars.