Kreuzabnahme
Kreuzabnahme um 1330 - 1340 Seeschwäbisch / Bodenseeraum  Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl
Seeschwäbisch / Bodenseeraum
um 1330 - 1340
Objektart
Skulptur
Material
Eichenholz, polychromiert
Sammlung
Dom Museum Wien, Schenkung Gustav Schütz
Inv.Nr.
I/2
Holz
Skulptur
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Fragment eines Passionszyklus
Die Skulptur zeigt den Moment der Kreuzabnahme Christi ausgesprochen lebendig und konzentriert. Ihr ursprünglicher Kontext ist nicht überliefert.
Diese farbig gefasste Skulpturengruppe aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zeigt den Leichnam Christi im Moment der Abnahme vom Kreuz: Der rechte Arm wurde bereits gelöst – Maria hält ihn mit gesenktem Kopf in ihren Händen und scheint sich hinabzubeugen, um die Wunde zu küssen. Joseph von Arimathia stemmt sich dem Verstorbenen mit dem Grabtuch entgegen, um ihn aufzufangen, er blickt direkt in dessen Antlitz. Die Szene wirkt momenthaft und dynamisch – ein Eindruck, der durch die diagonal ausgebreiteten Arme Christi unterstützt wird. Es gibt nur wenige Vergleichsbeispiele, die das Ablösen, Auffangen und Einhüllen des Leichnams ähnlich konzentriert darstellen. Die Gruppe ist als Fragment erhalten. Ursprünglich setzte sie sich vermutlich wohl aus fünf Figuren zusammen: Ein Zangenkopf an den abgelösten Füßen des Leichnams verrät, dass rechts noch ein kniender Helfer – wahrscheinlich Nikodemus – dabei war, den Nagel zu entfernen. Hinter diesem stand vermutlich der trauernde Johannes, der das Gegengewicht zu Maria bildete. Alle diese Figuren gehören zum Standardrepertoire einer gotischen Kreuzabnahme. Passionsdarstellungen wie diese erfreuten sich im 14. Jahrhundert besonderer Beliebtheit, weil sie die Gläubigen zum Mitfühlen (Compassio) anregen sollten. Stilistisch ähnelt das Werk zwei Objekten, die ebenfalls Szenen aus der Passionsgeschichte zeigen und sich heute im Wien Museum befinden, sodass von einer formalen Zusammengehörigkeit auszugehen ist: Es handelt sich wahrscheinlich um drei Teile eines Passionszyklus, der dem Stephansdom entstammt. Wo dieser sich allerdings im Dom befand, lässt sich heute nicht eindeutig angeben – die Lücken in der Überlieferung sind zu groß. Der Forschung zufolge war die Arbeit entweder Teil des nicht mehr erhaltenen „Gottsleichnamsaltars“ oder schmückte den Lettner.