Maria mit der Erbsenblüte
Maria mit der Erbsenblüte Spätes 14. Jahrhundert Westfalen (?) Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl
Westfalen (?)
Spätes 14. Jahrhundert
Objektart
Malerei
Material
Tempera auf Bergahornholz, punzierter Goldgrund
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe der Pfarrkirche Glaubendorf, Niederösterreich
Inv.Nr.
L/228
Tempera
Tafelbild
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Maria mit der Erbsenblüte
Diese innige Darstellung der Gottesmutter mit ihrem Sohn ist eine ungewöhnliche Verbindung aus zwei mittelalterlichen Bildtraditionen.
Über 600 Jahre lang hat sich dieses Tafelbild im Originalrahmen erhalten. Das spätgotische Werk auf Goldgrund zeigt Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. In ihrer rechten Hand hält sie zwischen Zeigefinger und Daumen eine Erbsenpflanze mit einer weißen Blüte. Diese niedrige, himmelwärts wachsende Pflanze symbolisiert Bescheidenheit und Demut. Im Mittelalter galt sie mit ihrer zarten Blüte und den Schoten, die den Samen schützend umgeben, als Sinnbild der jungfräulichen Gottesmutter. Das Bildmotiv der „Maria mit der Erbsenblüte“ wurde hier mit einem zweiten, nämlich dem der „Maria mit Engeln“, kombiniert: Hinter den beiden Figuren sind vier Engel dargestellt, die mit Flöten und Harfe musizieren. Sie weisen Maria als Königin des Himmels aus, worauf auch die reich verzierte Krone aufmerksam macht. Entgegen der mittelalterlichen Tradition, Maria zur Gänze in Blau darzustellen, um ihre Verbindung zum Himmel zu betonen, trägt sie hier einen weiten roten Mantel. Das Blau beschränkt sich auf das Gewand darunter. Dieses wurde in Ultramarinblau gemalt, dem damals teuersten Pigment schlechthin. Maria ist als Halbfigur beinahe bildfüllend dargestellt: Ihre Arme nehmen die gesamte Bildbreite ein, der Heiligenschein reicht fast bis zum oberen Rand. Stilistische Eigenheiten sind die langen dünnen Finger, die hohe Stirn und die länglich geschnittenen Augen. Das Jesuskind ist mit goldenem Haar und dicken Pausbacken dargestellt. Seine ausgestreckten Hände und die beiden Füße, die mit der Hand der Mutter zu spielen scheinen, verlebendigen das Geschehen. Auffällig und für diese Zeit nicht selbstverständlich ist der intime Charakter des Werks: Der innige Blickkontakt zwischen Mutter und Sohn wirkt zärtlich und liebkosend. Dies spricht dafür, dass das Werk ursprünglich für eine Verehrung im privaten Kreis gedacht war.