Kreuzigung Christi
Kreuzigung Christi 1745-1749 Franz Anton Maulbertsch  (*1724 Langenargen am Bodensee, Deutschland; +1796 Wien, Österreich) Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl
Franz Anton Maulbertsch (*1724 Langenargen am Bodensee, Deutschland; +1796 Wien, Österreich)
1745-1749
Objektart
Malerei
Material
Öl auf Leinwand
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe der Pfarrkirche St. Jakob, Wien
Inv.Nr.
L/114
Ölmalerei
Ölgemälde
Barock
Derzeit nicht ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Kreuzigungsdarstellung von Maulbertsch
Dieses frühe Gemälde des großen Meisters des Spätbarock, Franz Anton Maulbertsch, ist eine vielfigurige und dramatische Darstellung der Kreuzigung Christi.
Von unserem leicht erhöhten, seitlichen Logenplatz aus sind wir ganz nah dabei, wenn das Drama der Kreuzigung Christi zur Aufführung gelangt. Direkt vor uns würfelt die grell beleuchtete Gruppe der Soldaten gerade um das Gewand Jesu. Der Schimmel dahinter, der das Licht der Aufmerksamkeit genießt, trägt den römischen Hauptmann, der Jesus als Sohn Gottes bekennt. Groß im Bild findet sich ganz rechts der Hohepriester, der das Todesurteil über Christus gesprochen hat. In der Tiefe der natürlichen Geländebühne sind die drei Kreuze mit Jesus und den beiden mitverurteilten Verbrechern aufgestellt. Jesus wird in den letzten Minuten seines Lebens von Sonnenstrahlen erhellt und gewärmt. Wir sehen hinter das Kreuz, wo bereits der Essigschwamm für Jesus vorbereitet wird. Links vorne posiert selbstbewusst Longinus mit dem Rücken zu uns. Sein Auftritt steht unmittelbar bevor, wenn er mit der Lanze den Tod Jesu feststellen wird. Longinus wirkt wie ein Regisseur, der seine Komposition mit Genugtuung betrachtet: Sie fasst im Halbrund alle Personen und Ereignisse rund um Jesu Tod zusammen. Unterhalb der bühnenartigen Erhöhung, ganz links im Bild, steht im Halbdunkel Joseph von Arimathia, der sein für sich vorgesehenes Grab wenig später Jesus zur Verfügung stellen wird. Ein winziges Salbgefäß, das verloren mitten auf dem Boden steht, wird nicht mehr zum Einsatz kommen. Denn wenn die Frauen damit am Ostersonntag Jesus Grab besuchen, wird Jesus bereits auferstanden sein. Indem uns Franz Anton Maulbertsch, einer der größten Meister des Spätbarock, in diesem Frühwerk einen seitlichen Beobachtungspunkt zuweist, gewährt er uns keinen freien Blick auf das zentrale Thema des Bildes. Die Aufmerksamkeit wird vielmehr durch Lichtregie und Figurenanordnung auf viele Nebenszenen und Nebendarsteller gelenkt. Die terrassenartige Erhöhung des Geländes macht das Ereignis zu einem Bühnenspiel, das schwer emotionale Beteiligung aufkommen lässt.