Lombardisches Tryptichon
Lombardisches Triptychon Mitte 15. Jahrhundert (Rahmen: 19. Jahrhundert)  Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl

Mitte 15. Jahrhundert (Rahmen: 19. Jahrhundert)
Objektart
Malerei
Material
Tempera auf Holz, punzierter Goldgrund, collagiertes Pergament
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe der Kirche am Hof, Wien
Inv.Nr.
L/62
Tempera
Tafelbild
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Lombardisches Triptychon
Der private Andachtsaltar zeigt ein seltenes und komplexes Bildprogramm und trägt außerdem ein Ablassgebet auf Pergament.
Das ungewöhnliche Bildprogramm des Triptychons erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Es war auch nicht für die breite Masse gedacht, wurde es doch Mitte des 15. Jahrhunderts als privater Andachtsaltar für seinen Auftraggeber gefertigt. Die das Werk bestimmende geistliche Grundlage ist die „Imitatio Christi“: Es sollte zur Nachfolge Christi anregen. Zu diesem Zweck werden auf der Mitteltafel Szenen aus dem Leben Jesu gezeigt: die Geburt mit der Verkündigung an die Hirten, daneben die Geißelung, darunter Christus als Schmerzensmann am Grab. Im Giebel links oben ist der Besuch Marias bei Elisabeth zu sehen, darüber ein kleiner Engel, der auf die Verkündigung des Herrn verweist. Im mittleren Giebel ist an prominenter Stelle das Schweißtuch mit dem „wahren Abbild“ Christi („Vera ikon“) dargestellt, das von der heiligen Veronika gehalten wird. Neben Erzählungen aus dem Leben Jesu finden sich an den Seitenflügeln zwei Darstellungen der thronenden Madonna, wobei sie sich einmal irdisch (mit Petrus und Paulus) und einmal himmlisch (mit Engeln) präsentiert. Ebenfalls an den Seitenflügeln sind die Stigmatisierung des heiligen Franz von Assisi (Franziskaner) und das Martyrium des heiligen Petrus von Verona (Dominikaner) zu sehen. Dass die zwei konkurrierenden Orden zuzurechnenden Heiligen gemeinsam dargestellt sind, ist bemerkenswert. Beide riefen zur „Imitatio Christi“ auf und verstanden sich als Vorbilder. Das Triptychon stammt aus der Renaissance, ist in seinem Stil jedoch noch großteils gotisch. Eine Besonderheit bildet die Darstellung des linken Schmerzensmannes: Sie war sowohl formal (ganzfiguriger Jesus am Grab sitzend) als auch inhaltlich (sogenannte „Engelspietà“) südlich der Alpen zu dieser Zeit ein Novum. Bemerkenswert ist auch das aufgeklebte Pergament am rechten unteren Rand der Mitteltafel mit einem Ablassgebet, das die Gläubigen vor zeitlichen Sündenstrafen bewahren sollte.