Gotische Bildergruppe mit dem Martyrium der heiligen Ursula
Martyrium der heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen Um 1415 Wien oder Steiermark Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl
Wien oder Steiermark
Um 1415
Objektart
Malerei
Material
Tempera auf Holz
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe des Erzbistums, Wien
Inv.Nr.
L/13-L/19
Tempera
Tafelbild
Mittelalterliche Kunst
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Gotische Bildergruppe mit dem Martyrium der heiligen Ursula
Die sieben gotischen Tafeln zeigen das Martyrium der hl. Ursula und weitere Heilige vor goldenem bzw. dunklem Hintergrund. Sie waren wohl Teile eines Flügelaltars.
Diese sieben Tafelbilder gehörten zu einem gotischen Flügelaltar, dessen genaues Aussehen sich nicht definitiv rekonstruieren lässt, weil viele Teile fehlen. Allen Tafeln ist eine Darstellungsweise der Figuren gemeinsam, die dem sogenannten Schönen Stil um 1400 entspricht: Die fein gearbeiteten Körper sind lang und schlank, die Gesichter zierlich klein. Die Figuren sind in faltenreiche Gewänder gehüllt, die seitlich am Boden sichelförmig auslaufen. Die Umgebung – wie die Grünflächen oder das Erdterrain – ist teils sehr realistisch wiedergegeben; Architekturteile deuten Gebäude an. Die figurenreichste Darstellung widmet sich dem Martyrium der heiligen Ursula: Die bretonische Königstochter legt mit ihren Gefährtinnen nach einer Pilgerfahrt nach Rom in Köln an. Der Hunnenkönig, der die Stadt belagert, lässt ihre Begleiterinnen von seinen Soldaten töten. Begehrlich zeigt der heidnische König vom Turm aus auf die Heilige im Schiff. Da sich Ursula weigert, ihn zu heiraten, wird sie das Schicksal ihrer Mägde teilen. Eine einfache Stallarchitektur rahmt die Maria und das Jesuskind der Epiphanietafel. Dem Kanon mittelalterlicher Darstellungen entsprechend ist sie in ein blaues Gewand gehüllt. In einem Anbau dahinter sitzt Josef. Die Könige sind friesartig nebeneinander angeordnet und bieten dem Kind ihre Gaben dar. Wie üblich sind sie ihrem Lebensalter nach gereiht. Die Bilder sind von unterschiedlicher Qualität und zeigen Einflüsse unterschiedlicher Regionen. An der Herstellung dieses Flügelaltars scheinen demnach mehrere Maler beteiligt gewesen zu sein, von denen ein „Hauptmeister“ die bedeutenderen Tafeln auf Goldgrund ausgeführt hat. Diese waren nur an den Festtagen zu sehen, wenn der Flügelaltar geöffnet war. An Werktagen, wenn die Flügel geschlossen waren, zeigten sich die dunkelgrundigen Bilder. Die ehemals im Schloss Ober-St.-Veit, dem damaligen Sommersitz des Wiener Erzbischofs, aufgehängten Tafeln befinden sich seit 1933 im Museum am Stephansplatz.