Wurzel-Jesse-Monstranz
Wurzel-Jesse-Monstranz um 1630 Meister: Jakob Schlager (Schläger, Schlöger); Lunula: Franz Pawlas Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl
Meister: Jakob Schlager (Schläger, Schlöger); Lunula: Franz Pawlas
um 1630
Objektart
Liturgisches Gerät
Material
Silber, teilweise vergoldet, Glassteine
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe der Pfarre Pottenstein an der Triesting, Niederösterreich
Inv.Nr.
L/231
Silber
Monstranz
Barock
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Wurzel-Jesse-Monstranz
Die Monstranz zeigt den Stammbaum Christi auf menschlicher und göttlicher Seite. Passend für dieses hohe Thema ist sie besonders fein aus prunkvollen Materialien gearbeitet.
Der heilbringende Messias werde Spross der Wurzel Jesse sein, so verkündete der Prophet Jesaja im Alten Testament (Jes 11,1–10). Diese Bibelstelle bildet die Grundlage für das Bildmotiv „Wurzel Jesse“, das seit dem Mittelalter fixer Bestand der Kunstgeschichte ist: Es wurde als Relief, als Skulptur, als Fresko oder, wie hier, als Goldschmiedeobjekt in Form einer Monstranz realisiert. Am Fuß des Werks im Dom Museum Wien ist die Figur Jesses schlafend dargestellt. Die rechte Hand stützt seinen Kopf ab, die linke ruht neben dem glatten Stamm, der aus seinem Oberkörper wächst. Jesse bildet buchstäblich die Wurzel des Stammbaumes Jesu: Auf den äußeren Ästen finden sich in runden Medaillons aus Weinranken Darstellungen der Vorfahren Christi. Es sind zwölf jüdische Könige, die als Früchte auf dem Baum wachsen. Den Anfang bildet links unten der Sohn Jesses, König David von Israel, erkennbar an der Harfe. Diese Genealogie, die Jesus auf das von Gott erwählte Volk Israel zurückführt, soll ihn als den erwarteten Messias legitimieren. Wird auf den äußeren Ästen die menschliche Herkunft Christi thematisiert, so weist die Mittelachse auf seine Herkunft „von oben“, auf seine göttliche Natur, hin: Der obere Abschluss ist, wie bei Barockmonstranzen üblich, ein mit Schmucksteinen veredeltes Kreuz. Unterhalb finden sich drei Medaillons, in denen die Taube für den Heiligen Geist, des weiteren Gottvater sowie eine Pietà – also Maria mit dem Leichnam Christi auf ihrem Schoß – dargestellt sind. Darunter bildet das Fenster den formalen und inhaltlichen Mittelpunkt der Monstranz: In ihm wird in der katholischen Kirche zu feierlichen Anlässen eine gewandelte Hostie zur Anbetung präsentiert. Sogenannte „Wächterengel“ flankieren die zentralen Medaillons. Sie betonen die kaiserliche Würde der Dargestellten nach dem Vorbild des byzantinischen Hofzeremoniells. Für die Gestaltung kamen aufwendige Metalltechniken zum Einsatz. Die Bearbeitung des kostbaren, über einer weichen Unterlage mit Meißel und Punzen gehämmerten und ziselierten Materials verstärkt in ihrem großen Detailreichtum den prunkvollen Charakter der Monstranz.