Prigglitzer Turmmonstranz
Prigglitzer Turmmonstranz 1515, Lunula: vermutlich 19. Jahrhundert  Diözesane Sammlung L. Deinhardstein, L. Rastl

1515, Lunula: vermutlich 19. Jahrhundert
Objektart
Liturgisches Gerät
Material
Silber, teilweise vergoldet
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe der Pfarre Prigglitz am Schneeberg, Niederösterreich
Inv.Nr.
L/50
Silber
Monstranz
Gotik
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Prigglitzer Turmmonstranz
Diese wunderschöne Monstranz steht mit ihren feinen Zierelementen aus Silber zwischen Gotik und Renaissance.
Es ist tiefe Nacht in den Wäldern des Schneeberggebiets, als Hieronymus Neunberger hinter sich Wölfe heulen hört. In Todesangst gelobt der Pfarrer, der gerade einen Sterbenden mit den letzten Sakramenten versehen hat, eine kostbare Monstranz zu stiften, sollte er aus dieser Situation errettet werden. Er hielt sein Wort und übergab seiner Pfarrkirche dankbar eine fast einen Meter hohe, außerordentlich filigrane Monstranz aus Silber. Ihr Fuß hat die Form einer sechsblättrigen Rose und geht in einen sechseckigen Schaft mit Knauf über. Auf diesem steht ein zylindrischer gläserner Schaubehälter mit der Lunula, der sichelförmigen Halterung für die Hostie. Der Behälter ist in eine architektonische Konstruktion eingebettet, die an einen spätgotischen Turm erinnert. Der viergeschossige Mittelteil des Aufbaus setzt sich über dem Glasbehältnis räumlich fort: Die zart gegliederten Baldachine der oberen Geschosse betonen die Bedeutung der eingestellten Figuren. Flankiert wird der Mittelteil von zwei flacheren Seitenteilen mit je einer Figur im untersten Geschoß. Darüber wachsen schmäler werdende Türmchen bis zum dritten Geschoß empor. Zierlich geringelte, naturalistische Weinranken erhöhen die spielerische Gesamtwirkung des Objekts. Sie stützen die filigranen Türmchen von der Seite; an den Baldachinbögen ersetzen sie das bis dahin verwendete strengere Maßwerk als Dekor. Die Monstranz weist beliebte christologische Themen auf: Oberhalb des Hostienbehälters findet sich Maria mit dem Jesuskind. Darüber steht Christus als Schmerzensmann, und die oberste Zone zeigt Jesus am Kreuz. Die auf der Monstranz dargestellten Heiligen sind mit dem Stifter verbunden: Links von Maria steht mit dem heiligen Hieronymus sein Namensheiliger, rechts der Gottesmutter der Schutzheilige Christophorus, der ihn vor dem unvorbereiteten Tod bewahrt hat. Als Hostienwächter sind rechts der heilige Nikolaus, der Patron der Prigglitzer Pfarrkirche, und links der heilige Andreas im Einsatz. Und am Fuß ist, um sein Andenken zu bewahren, der Stifter vor der heiligen Anna selbdritt kniend dargestellt.