Porträt Herzog Rudolf IV.
Porträt Herzog Rudolfs IV. 1360 - 1365 Prager Hofwerkstatt (?) Domschatz St. Stephan L. Deinhardstein, L. Rastl
Prager Hofwerkstatt (?)
1360 - 1365
Objektart
Malerei
Material
Tempera auf Pergament über Fichtenholz gespannt
Sammlung
Dom Museum Wien, Leihgabe der Domkirche St. Stephan, Wien
Inv.Nr.
L/11
Tempera
Tafelbild
Rudolf IV.
Derzeit ausgestellt
Foto
L. Deinhardstein, L. Rastl
Das erste Porträt des Abendlandes in Dreiviertelansicht
Herzog Rudolf IV. war ein umtriebiger Herrscher, der stets den Aufstieg seiner Familie im Sinn hatte. Sein Porträt ist ein Prototyp europäischer Malerei.
Das Bildnis zeigt Herzog Rudolf IV., der als der „Stifter“ in die Geschichte eingegangen ist. Perspektivisch weist das Werk Ungereimtheiten auf: Der Mund ist weit links und die Nase eher im Profil realisiert, wodurch sich ein irritierender Gesamteindruck ergibt. Dies muss jedoch in zeitlicher Relation gesehen werden, handelt es sich hierbei doch um das älteste bekannte selbstständige Porträt in Dreiviertelansicht, das demzufolge kein Vorbild hatte: Der Herrscher wird hier zum wahrscheinlich ersten Mal auf einer eigens dafür bestimmten Tafel dargestellt und das nicht mehr (wie im Mittelalter üblich) einem kanonischen Typus folgend, sondern individualisiert – was etwa an der schmalen Kopfform und dem vorragenden Kinn zu erkennen ist. Das Werk, dessen Künstler uns nicht bekannt ist, gilt als Prototyp der neuzeitlichen Gattung des Porträts und ist in diesem Sinn kunsthistorisch von größter Bedeutung. Gesichert scheint, dass es noch zu Lebzeiten des Herzogs geschaffen wurde; nach neueren Forschungen um 1360. Ins Auge sticht eine Inschrift an der oberen Rahmenleiste: „Rudolfus Archidux Austrie etcetera“. Stets hat der Herzog für sich den Titel „Erzherzog von Österreich“ in Anspruch genommen, obwohl er ihm offiziell gar nicht zustand. Wäre genug Platz gewesen, hätte er seine sämtlichen weiteren Titel und Besitzungen angeführt – das „etcetera“ steht stellvertretend für diese. Man spürt förmlich, wie Rudolf daran arbeitet, sich überall als „Erzherzog“ zu präsentieren, daher auch die fantastische Krone, die mit ihrem edelsteinbesetzten Stirnbügel und dem Kreuz doch ganz an die Kaiserkrone erinnert. Text (Inschrift) und Bild (Krone) verschränken sich insofern also und verleihen dem Bildnis eine politische Dimension.