Büste
Büste 1958 Josef Mikl (*1929 Wien, Österreich, + 2008 Wien, Österreich) Sammlung Otto Mauer © Josef Mikl; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Josef Mikl (*1929 Wien, Österreich, + 2008 Wien, Österreich)
1958
Objektart
Gemälde
Material
Öl auf Karton
Sammlung
Dom Museum Wien, Sammlung Otto Mauer
Inv.Nr.
OM/1326
Ölmalerei
Gemälde
Moderne und Gegenwartskunst
Derzeit nicht ausgestellt
Foto
© Josef Mikl; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Ein Frühwerk der abstrakten Malerei
Die aus Feldern strahlender Farben aufgebaute "Büste" zeigt das exemplarisch das Kunstverständnis Josef Mikls, der seine abstrakten Gemälde stets von der menschlichen Figur her entwickelt.
Blaue, grüne und gelbe Rechtecke verdichten sich auf diesem kleinformatigen Ölgemälde zu einem blockartigen Gebilde, das die rote Umrandung vom orangefarbenen Hintergrund abhebt. Die Form ist nicht eindeutig lesbar und lässt an eine stehende Figur oder ein Kreuz denken. Erst der Titel „Büste“ eröffnet neue Assoziationen, mit deren Hilfe man Kopf und Rumpf zu erkennen versucht. Bei dem Bild handelt es sich um ein Gemälde des Wiener Künstlers Josef Mikl. Rechts unten ist es mit „M58“ monogrammiert und datiert. Formal erinnert die blockhafte Struktur an die spätkubistischen Skulpturen des Wiener Bildhauers Fritz Wotruba. Die Verwendung von geometrischen Formen in Verbindung mit knallig bunten Farben ist typisch für Mikls Frühwerk. Auch wenn er stark abstrahiert, arbeitet er dennoch nicht gegenstandslos: Der Maler und Grafiker geht vom Figuralen – meist von der menschlichen Figur – aus. Zahlreiche Titel wie „Figur“, „Kopf“, „Akt“ oder „Büste“ zeugen davon. Damit greift Mikl auf traditionelle Sujets der Kunstgeschichte zurück, die er jedoch in einer modernen Sprache umsetzt: Farbe und Form werden vom Abbilden befreit und stehen nun selbst im Zentrum. National und auch international bekannt wurde Mikl in den 1950er-Jahren, in denen er an zahlreichen Ausstellungen teilnahm. 1956 gründete er gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Arnulf Rainer und Markus Prachensky die Gruppe „Galerie St. Stephan“, die sich nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges für eine neue Malerei stark machte. Gemeinsam mit dem Leiter der Galerie, dem Priester Otto Mauer, repräsentierten sie zu dieser Zeit die österreichische Kunstavantgarde. So war es auch Mikl, der im Jahr 1968 Österreich bei der 34. Biennale in Venedig vertrat. Bekannt ist der Künstler außerdem für seine Auftragsarbeiten: So fertigte er zahlreiche Kirchenfenster (etwa für die Friedenskirche im japanischen Hiroshima) und stattete in den 1990er-Jahren den Großen Redoutensaal der Wiener Hofburg mit großformatigen Wandbildern aus.