Architektur in Landschaft
Architektur in Landschaft 1963 Hans Hollein (*1934 Wien, Österreich + 2014 Wien, Österreich) Sammlung Otto Mauer © Hans Hollein; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Hans Hollein (*1934 Wien, Österreich + 2014 Wien, Österreich)
1963
Objektart
Zeichnung
Material
Collage mit Bleistift und Filzstift überzeichnet
Sammlung
Dom Museum Wien, Sammlung Otto Mauer
Inv.Nr.
OM/760
Mischtechnik
Collage
Moderne und Gegenwartskunst
Derzeit ausgestellt
Foto
© Hans Hollein; Foto: L. Deinhardstein, L. Rastl
Architektur in Landschaft
Die Verbindung von weiten Landschaften mit Architektur ist ein Markenzeichen der Arbeiten, die Hans Hollein in den 60ern erschuf.
Das Blatt „Architektur in Landschaft“ besteht aus drei geklebten Ebenen: dem bewölkten Himmel, einem Konstrukt und der unbebauten, grauen Flachlandschaft, in die es montiert wurde. Der Vordergrund wurde überzeichnet, wobei unklar bleibt, ob es sich um eine Wüstenlandschaft oder um eine urbane Landschaft aus Beton oder Ähnlichem handelt. Die vier Linien erinnern an eine Art Kanal und verleihen dem Werk gemeinsam mit dem Schatten unter dem grauen Gebilde Dreidimensionalität. Auf dem scheinbar geradlinigen Horizont lassen sich bergartige Erhebungen erkennen. Betrachtet man die im Titel angesprochene Architektur, fällt auf, dass das in zwei symmetrische Einheiten gegliederte Konstrukt auf Stützen steht und weder einen Eingang noch Fenster aufweist. Das Werk entstammt Hans Holleins Serie „Transformationen“ aus den 1960er-Jahren: Der Wiener Architekt und Designer integrierte meist technisierte Objekte in Ansichten weiter ländlicher oder städtischer Umgebungen. Die Technik der Collage bietet die Möglichkeit, aus verschiedenen Formen und Materialien ein neues Ganzes zu kreieren. So werden in Holleins Klebebildern Objekte wie ein Flugzeugträger oder eine Zündkerze zu monumentalen Gebäuden umfunktioniert – ganz seinem berühmten Manifest „Alles ist Architektur“ entsprechend. Hollein, der für das Haas-Haus in Wien oder zahlreiche Museumsbauten wie jenem in Mönchengladbach bekannt ist, revolutionierte mit seinen utopischen Entwürfen die Architekturgeschichte. Er war Teil der Wiener Avantgarde, die sich um den Priester und Kunstförderer Otto Mauer gruppierte. 1963 organisierte Hollein gemeinsam mit Walter Pichler die Ausstellung „Architektur“ in Mauers „Galerie St. Stephan“, die große Wellen schlug: Der Ausstellungskatalog beinhaltete Manifeste zur Architektur von beiden Künstlern. Vier Jahre später schenkte Hollein dem Geistlichen das vorliegende Blatt, wie eine Widmung auf der Rückseite belegt: „Zu Ihrem 60. Geburtstag ... mit einer Zeichnung aus der Ausstellung bei Ihnen 1963, mit der vieles begann.“ Offenbar war die Ausstellung, die Otto Mauer ermöglicht hatte, für den aufstrebenden jungen Künstler von zentraler Bedeutung gewesen.